Der erste Ritt!

Nachdem der nordfriesische Wettergott es gut mit mir meinte und eine kurze Regenpause eingelegt hatte, habe ich die sich bietende Chance sofort am Schopfe gepackt. Kein Sturm und kein Regen, das kann man schon als Aufforderung auffassen…
Glücklicherweise passt Fiete einer meiner Dressursättel auf Anhieb sehr gut, so dass ich zu diesem Thema einmal nicht meinen Kopf glühen lassen muss. Auch eine Trense mit breitem englischem Reithalfter und einem Trust Gebiss hing einsatzfähig auf Halde.
Also, Pferd geschnappt, geradelt (inzwischen auf kleinste Impulse leicht abrufbar), gesattelt (nicht ganz frei von Gurtzwang, aber absolut friedlich) , getrenst (sofortige Akzeptanz des Gebisses) und los ging es!
Um Fiete nicht aus seiner Routine zu holen, habe ich zuerst an der Longe ein paar Seitengänge und Übergänge abgerufen. Sofort ließ er sich in jede Richtung beliebig verschieben und nahm eine entspannte Dehnungshaltung ein. Ein guter Start. Insofern war es für mich nicht schwer, ihm den nächsten Vertrauensvorschuss zu geben und mit Hilfe eines Hockers und eines Leckerlies (in diesem Fall bin ich ganz klar für Bestechung, ein beim Aufsteigen entspanntes Pferd ist unbezahlbar) aufzusteigen. Fiete war durchaus abwartend, jedoch absolut brav und stand wie eine deutsche Eiche. Feines Pony.
Die nächste Stufe meiner systematischen Arbeit ist das Bodyforming Reiten. Hierbei nimmt man dem Pferd die ‚Krücke Reiter‘ und stellt es anstelle dessen immer wieder vor neue Gleichgewichtsaufgaben, um so selbst in die Balance zu finden. Erste Aufgabe war es hierbei im Schritt, den Hals unabhängig vom Körper und jeweils nur über einen Zügel zu stellen – einer sanften Anfrage folgend und ohne Geziehe oder Gezerre. Dank der Vorarbeit war das für Fiete sehr schnell kein Problem.
Danach ging es an die Abfrage der Schenkelreaktivität. Hierbei habe ich Fiete und mir die Aufgabe gestellt, um ein Hütchen im immer gleichen Abstand nur durch Lenkung mit den Schenkeln zu kreisen – gar nicht so einfach. Er bemühte sich sichtlich, allerdings scheinen bei ihm hier recht leicht alte Erinnerungen wach zu werden. Für ein derart sensibles Pferd, ist Fiete derzeit definitiv zu stumpf am Bein. Aber was bleibt einem auch, wenn leider die Signale nicht erhört wurden? Aus meiner Sicht hat ein Pferd zwei Möglichkeiten: rennen (also schenkelflüchtig sein) oder zäh bremsen/blockieren (also stumpf am Schenkel werden). Wichtig war es hierbei, trotz aller Konsequenz immer ‚eine Tür offen zu lassen‘. Zug an beiden Zügeln und Druck mit beiden Beinen würde von Fiete sehr sicher mit Blockieren quittiert werden. Nach einigen Wiederholungen war aber schnell zu merken, dass er meine Idee verstand, so dass er sich immer weiter entspannte.
Um bei unserer ersten Reiteinheit nicht zu viel auf einmal zu wollen, habe ich dann noch ganz locker mit vorgegebener Hand auf beiden Händen ein paar Runden Trab und Galopp abgefragt – ein Traum! Fiete ist sehr weich zu sitzen, nimmt einen schön mit und vermittelt ein tolles Reitgefühl.
Ich bin mal wieder absolut stolz auf dieses tolle Pferd. Macht der Reiter seinen Job, wird er ihn ganz sicher auch machen. Ich freue mich nun umso mehr auf die nächsten Monate. Ein solches Pferd wieder in verdientem Glanz erstrahlen lassen zu dürfen, ist wirklich ein Geschenk.
Operation Reiten erfolgreich gestartet…
Veröffentlicht am: 10.02.2019