Das Beispiel mit der Schubkarre…

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Bei Fietes letztem Fotoshooting für die Präsentation nach einem Monat entstand zufällig auch ein Foto, welches wunderbar zeigt, was noch nicht funktioniert…

Ein Pferd, welches sich durchlässig in gesunderhaltenden Mustern bewegt, hebt über die Muskeln des Rumpfes und des Bauches den Rücken an. Zusätzlich werden die Dornfortsätze durch die Muskulatur des Oberhalses und das Gewicht des Kopfes weiter voneinander entfernt. Der Unterhals ist hierbei entspannt. Genau das gelingt Fiete noch nicht in jeder Lebenslage:

Mensch mit Pferd auf Pferdekoppel

Hier sieht man, wie ich Fiete rückwärts schicke. Die Hinterhand schiebt dabei weit unter den Schwerpunkt. In der Vorhand jedoch gelingt ihm das Loslassen noch nicht.

Ich sage das jetzt einfach so, doch wie erkennt man das oder was genau meine ich damit überhaupt? Das lässt sich wahrscheinlich einfacher verstehen, wenn wir das Bild in zwei Teile zerlegen:

Aufnahme der Hinterbeine eines Pferdes

Hier sieht man wunderbar, wie Fiete den Rücken aufwölbt, so dass die Hinterbeine in den großen Gelenken beugen und unter den den Schwerpunkt fußen können – Hankenbeugung entsteht. Das sichtbare Hinterbein ist gut gewinkelt und nicht staksig oder gerade.

Auf diese Weise erfahren die Dornfortsätze keinerlei Kompression. Auf diese Weise können die stoßdämpfenden Mechanismen der Hinterhand greifen. Wieder mein Lieblingswort: Gesunderhaltung.

Mensch hält Pferd an Leine auf einer Pferdekoppel

Da fällt einem doch glatt auf, wie ungern man schlechte Bilder zeigt…

Um zu lernen, sind aber genau diese Bilder besonders wichtig:

Fietes Vorhand schafft es nicht, den guten Eindruck der Hinterhand zu bestätigen. Seine Halswirbelsäule wirkt wie ein umgedrehtes S. Das passiert, wenn die Strukturen des Unterhalses verspannt sind. Die Halsbasis (sprich der Übergang von Hals- zu Brustwirbelsäule und die unteren Etagen der Halswirbelsäule) wird in Streckung komprimiert. Zum Ausgleich entsteht ein falscher Knick. Das Genick wird überbeugt.

Beim Schreiben dieser Sätze bekomme ich sofort Nackenschmerzen. Wäre dies Fietes ständige Arbeitshaltung, bekäme er sie bestimmt auch.

Über diese Verspannung wird der Ablauf des Vorderbeines staksig (jeder kann sich etwas darunter vorstellen,wenn vom Storch im Salat die Rede ist) – eine Stoßdämpfung wird deutlich erschwert. Gleichzeitig ist ein Heben des Thoraxes so nicht möglich.

Damit wären wir wieder bei so häufigen Befunden: Sehnenschäden, ‚Hufrolle‘, Kissing Spines…

Zum Vergleich noch einmal ein Bild einer gehobenen Halsbasis eines Junghengstes:

Seitliche Aufnahme von Hals und Kopf eines schwarzen Pferdes

Natürlich befindet sich das Pferd nicht im Rückwärts, somit hinkt der Vergleich. Ich wollte damit nur darstellen, wie ein gesund gerundeter Hals aussieht. Ein gleichmäßiger Bogen nach oben entsteht, vom umgekehrten S ist nichts zu sehen…

In diesem Zusammenhang möchte ich Euch noch das Beispiel mit der Schubkarre erklären:

Die Vorhand ist hierbei der Reifen.

Die Hinterhand sind die Griffe und der schiebende Mensch.

Wenn ich eine Schubkarre mit gutem Reifendruck schwungvoll schiebe, entsteht ein sehr gleichmäßiger Ablauf nach vorne – die Sache rollt. Gleichzeitig bin ich problemlos in der Lage, größere Gewichte von A nach B zu transportieren.

Hat mein Reifen einen Platten, sieht die Sache schon anders aus. Ich kann von hinten so viel schieben, wie ich möchte, ich komme nur mühsam voran. Zusätzliche Gewichte würden das Unterfangen noch erschweren.

Genauso geht es unseren Pferden, wenn sie in der Trageerschöpfung sind. Genauso geht es unseren Pferden, wenn die Halsbasis nicht hebt, sondern die Spannung des Unterhalses komprimierend wirkt. Genauso geht es unseren Pferden, wenn sie kompensatorisch im Genick überbeugen müssen.

Unsere Pferde haben also einen Platten…

Was folgt aus diesem Wissen? Ist der Unterhals fest und der Rücken weggedrückt, kann mein Pferd nicht mit der Hinterhand unter den Schwerpunkt treten.

Wie oft höre ich ‚der ist so träge in der Hinterhand,mach‘ dem mal mehr Dampf!‘. Ein leider völlig nutzloser Versuch.

Schafft man es, das Pferd thorakal ins Tragen zu schulen und die Unterhalsstrukturen zu entspannen, bekommt man die Hinterhand geschenkt!

Veröffentlicht am: 24.01.2019