Das mit der Platte…

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Wie bereits erwähnt, ist einer der Bausteine, mit deren Hilfe ich Fiete aus der Trageerschöpfung herausführen möchte, das Horse Bodyforming. Dieses tolle Konzept wird von vielen Menschen abgelehnt. Bei Google eingegeben finden sich zahlreiche Foren, in denen heiß diskutiert wird: Die nächste nutzlose Longierhilfe… Viel zu brutal… Die Platte hat bei meinem Pferd Scheuerstellen hinterlassen… schimpfen die Einen, die Anderen sind begeistert von der angeblichen Wunderheilung ihrer Pferde.

Für mich ergeben sich derart polarisierende Ansichten vor Allem deshalb, weil für viele Menschen gar nicht klar ist, was genau diese Arbeit beinhaltet und (noch viel wichtiger) warum mit Hilfe ‚der Platte‘ dem Pferd ein Weg aus dem Schmerz gezeigt werden kann.

Den Schuh ziehe ich mir dann mal an, also an die Arbeit…

Das Warum:

Der Beitrag über die Trageerschöpfung hat hoffentlich verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass Pferde es schaffen, ihren eigenen Rumpf (und zusätzlich am Besten noch den Sattel mit Reiter) zu tragen – und das vor allem in Bewegung. Genau hier kommen der Bodyformer und das Mobility Bridle ins Spiel:

Bild von Bodyformer am Pferd

Mit Hilfe der Metallplatte, die unter dem Pferdebauch gelagert wird, entstehen kontrollierte Impulse auf der Bauchdecke des Pferdes. Durch die Aufhängung der Platte vom Rücken aus kommend, berührt sie immer in dem Moment der Bewegung den Pferdebauch, in dem ein Anspannen der Bauchmuskulatur nötig ist, um den Rumpf ausreichend zu stabilisieren. Keep it simple: Platte berührt Bauch, Pferd hebt Rumpf.

Damit dieser Mechanismus funktioniert, müssen die Pferde im Vorfeld mit Hilfe des Faszienrades gelernt haben, den Rumpf zu heben. Gleichzeitig müssen die in der Trageerschöpfung verspannten Strukturen durch das Radeln so weit entspannt worden sein, dass das Pferd hierzu überhaupt in der Lage ist. Somit erklärt sich auch das Scheuern der Platte: alles auf Anfang, erstmal weiter Radeln.

Bei Pferden, die in dieser Arbeit weit fortgeschritten und stabil sind, berührt die Platte kaum mehr den Bauch.

Bild von Mobility Bride am Pferd

Das Mobility Bridle wirkt bei Zug öffnend auf die Strukturen des Unterhalses. Über dem Nasenrücken des Pferdes verläuft ein Metallbügel, der ein flexibles Gleiten des Arbeitsseiles (und somit eine höchstmögliche Flexibilität der Arbeitsrichtung) ermöglicht. Was bringt mir das? Beginnend aus den Verspannungen des Unterhalses, zieht sich der Rumpf mit nach vorne-unten. Möchte ich also das Gegenteil bewirken und dem Pferd das Heben des Rumpfes beibringen, muss es zuerst in den Strukturen des Unterhalses loslassen und lernen, aus dem Oberhals zu tragen. Genau dieses Loslassen erbringt das lokal einwirkende Bridle.

Noch einmal: Keine andere Zäumung kann so effizient die Muskeln des Unterhalses lockern und den Winkel zwischen Genick und Ganasche öffnen.

Mensch mit Pferd auf Pferdekoppel

Sowohl der Bodyformer, als auch das Mobility Bridle wären weniger effektiv ohne die dazugehörigen Laufwege. Das Pferd wird über Richtungswechsel, Zulegen, Seitwärts, Anschließen lassen… immer wieder vor neue Gleichgewichtsaufgaben gestellt. Im Zusammenwirken ergibt sich hieraus, dass das Pferd genau gezeigt bekommt, wie die beste (gesunderhaltende) Haltung ist und gleichzeitig die hierfür nötigen Muskelareale bestmögliche Trainingsreize erfahren.

Wichtig ist es hier, das richtige Maß zu finden. Macht das Pferd die von mir angefragte Aufgabe zum ersten Mal richtig,folgt sofort: Halten, speichern. Und sei es nur der erste Meter mit ‚Platte unter dem Bauch‘. Das Pferd soll immer verstehen, was von ihm gewollt ist. Somit gebe ich meinem Partner Pferd die Möglichkeit, sich richtig zu entscheiden (in dem Wissen, was richtig und was falsch ist). Folgt man diesem Prinzip treu, wird man feststellen: die Pferde entscheiden sich gern richtig! Eine freudige Mitarbeit entsteht.

Ich stabilisiere mein Pferd in Bewegung.

Auf dem Foto sieht man Fiete mit bereits beachtlichem Fortschritt in der Bewegung. Das aktive Hinterbein fußt weit unter den Schwerpunkt. Der Rücken ist gehoben. Der Hals balanciert sich lang und tief. Der Winkel zwischen Ganasche und Genick ist weit geöffnet. Ich bin stolz auf ihn.

Veröffentlicht am: 09.01.2019