Faszienradeln am Beispiel Fiete

Wie schon im letzten Beitrag erklärt, spielt für mich die Vorbereitung des Pferdes im Stand eine wichtige Rolle, um letztendlich in der Bewegung reell glänzen zu können.
Ein Thema,um das sich am Ende eigentlich alles dreht, ist die Gesunderhaltung meines Partners Pferd. Ich möchte Fiete die Chance geben, sich so zu bewegen, dass weder Gelenke, noch Sehnen, Muskeln und Bänder frühzeitige Verschleißerscheinungen erleiden müssen. Denn auch das ist für mich Teil des Vergnügens am Reitsport – sowohl der Reiter, als auch das Pferd, sollten durch optimale Vorbereitung in die Lage versetzt werden, mit Spaß den gemeinsamen Sport auszuüben. Und Spaß und Schmerz schließen sich hier definitiv gegenseitig aus.
Um auch meine Leser gesund zu erhalten und nicht durch zu viele Worte davonzujagen, versuche ich diesen Beitrag eher durch Bilder für mich sprechen zu lassen.
Also los…
Ich beginne immer damit, Fiete in den Strukturen des Unterhalses zu lösen. Hierfür habe ich ihn gezielt in die Entspannung geschult. Mein Griff bleibt konstant, bis Fiete den Hals fallenlässt. Sobald er das tut, ziehe ich mich zurück und bestätige somit die entspannte Halshaltung. Nach mehrfacher Wiederholung entsteht ein Lerneffekt: kommt meine Hand, entspannt Fiete seine Muskulatur und lässt den Hals fallen.



Ein ähnliches Ergebnis erzielt dann auch das Faszienrad. Hier setze ich mit erst sehr geringem Druck an und radele, bis ich das gewünschte Absenken erziele. Wieder bestätige ich seine Reaktion durch meinen Rückzug.


Am Rumpf beginne ich mittig und radele im Zick-Zack die einzelnen Segmente (Abschnitte) von Fietes Wirbelsäule ab. Jeder dieser Abschnitte sollte sich gezielt und isoliert anheben lassen. Wieder erinnern wir uns an das Bild von Fiete am Beginn: ein Heben hinter dem Widerrist war nicht möglich. Dies ist ein erster Erfolg entgegen der Trageerschöpfung. Inzwischen hebt er diesen Bereich recht problemlos.



Im Lendenbereich arbeite ich mit dem Faszienrad detonisierend (entspannend). Durch wiederholte und sehr gleichmäßige Zick-Zack Impulse in einer Stärke, die Fiete gut tolerieren kann, senke ich den Tonus (die Spannung) der lumbalen Muskulatur.

So kann ich mich – je nach Absicht – durch das ganze Pferd ‚radeln‘. An Fietes Fell lässt sich gut erkennen, wie groß die durch mich bearbeitete Fläche wird. Jede Zacke ’sendet‘ einen neuen Impuls. Hier am Beispiel der Kruppenmuskulatur.

Fietes Schulterbereich bereitet ihm inzwischen etwas, das ich als Wohlschmerz bezeichnen würde. Jeder kennt dieses Gefühl, der schon einmal eine gut gemachte Massage erlebt hat: Einerseits wünscht man dem Therapeuten beim Treffen relevanter Punkte fiese Krankheiten an den Hals, andererseits möchte man, dass er immer weiter macht.
Warum auch diese Stelle gerade für Fiete (aber auch für sehr viele andere Pferde) derzeit so relevant ist? Steht alles im Beitrag zur Trageerschöpfung.


Diese Zeit vor dem ersten Meter in Bewegung, verrät mir schon sehr viel über Fiete. Seine erste Reaktion war sehr skeptisch. An ein still stehendes Pferd war nicht zu denken. Sobald er allerdings verstanden hatte, dass jeder meiner ‚Eingriffe‘ für ihn in die Entspannung führte, wendete sich das Blatt.
Inzwischen wird jede solche Arbeitseinheit von Fiete merklich genossen. Er steht absolut ruhig und entspannt im Stall – auch wenn seine Herde auf der Koppel steht. Er kaut, er gähnt, die Ohren hängen entspannt…
Ich denke jeder kann sich vorstellen, dass ein so vorbereitetes Pferd eine viel größere Bereitschaft hat, auch in der weiteren Arbeit zuzuhören. Nicht nur die entspannten Muskeln erleichtern mir alles Weitere. Auch die daraus resultierende mentale Stabilität ist ein nicht zu unterschätzender Baustein.
Vielen Dank Fiete – Du zeigst es mir jeden Tag.
Veröffentlicht am: 06.01.2019