Na dann wollen wir mal!

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Recht euphorisch habe ich mich heute Morgen an den nächsten Beitrag gesetzt, ihn mit viel Input versehen und kurz online gestellt. Wie immer, ließ ich ihn von mir wichtigen Menschen gegenlesen. Wie gut! Denn nur, weil für mich die Dinge logisch sind, sind sie es für andere Menschen längst noch nicht. Nur, weil meine Hände Griffe für selbstverständlich halten, sind sie es für die Hände Ungeübter längst noch nicht. Nur, weil ich es durch meine tägliche und jahrelange Arbeit gewohnt bin, immer absichtsvoll zu handeln, sind es Andere deshalb nicht. Also alles auf Anfang und vielen Dank für die berechtigte Kritik. Einen Blog zu schreiben will gelernt sein.

Wie schon im Vorfeld erwähnt, stellt die fasziale Arbeit am stehenden Pferd eine wichtige Säule meiner Arbeit dar. Hierfür erinnern wir uns wieder an den Blog über die Trageerschöpfung: Welche Strukturen sind verspannt, welche in Unterfunktion?

Der Rumpf des Pferdes wird über Strukturen, die ihn tragen sollen, wie eine Hängematte zwischen den Vorderbeinen aufgehängt. Eine knöcherne Verbindung, wie sie am Becken zu den Hintergliedmaßen besteht, gibt es nicht. Wichtig: Es sind also nur Muskeln, Sehnen und Bänder, die den Rumpf in seiner Lage stabilisieren können. Somit ist die Empfindlichkeit dieses ‚Pferdeabschnittes‘ umso leichter zu verstehen.

Durch die Arbeit mit dem Faszienrad kann ich dem Pferd beibringen, den Thorax zwischen den Vorderbeinen wieder anzuheben. Gleichzeitig entspanne ich verspannte Muskelgruppen, die genau dieses Anheben verhindern würden. Natürlich sind hiermit nicht sofort alle Trageprobleme in Luft aufgelöst. Aber das Pferd bekommt die Möglichkeit, die richtigen Muster wieder zu erlernen. Ein dauerhafter Erfolg wird sich nur über häufige Wiederholungen und gleichzeitigen Muskelzuwachs an den richtigen Stellen einstellen. Dies ist der langsame Weg zum nachhaltigen Ziel.

Birte Heinsen am Pferd im Stall

Erklärt werden muss hierfür ein grundsätzliches Wirkprinzip, nämlich die Antagonistenhemmung. Ich halte es so simpel wie möglich. Wie immer ohne Anspruch auf Vollständigkeit, aber hoffentlich dafür für jeden verständlich: Soll eine Muskelgruppe anspannen können, ist hierfür nötig, dass die Gegenspieler Länge geben. Dies ist über neuronale Reflexe im Gehirn so verschaltet. Ein Beispiel: Wenn ich eine Kiste Wasser hochheben möchte, muss mein M. biceps brachii (der Biceps) anspannen. Gleichzeitig muss aber mein M. triceps brachii (der Triceps) Länge geben. Ansonsten könnte ich die Kiste nicht aufheben.

Was bringt mir dieses Wissen?

In Bezug auf die Tragefähigkeit des Pferdes ist dieser Mechanismus sehr wichtig. Pferde, die mit einem verspannten Rücken gehen müssen, können ihre Rumpfträger und die Bauchmuskulatur nicht adäquat ansteuern.

Mit Hilfe des Faszienrades ist es nun meine Aufgabe, mir dieses Prinzip umgekehrt zu Nutze zu machen. Ich lasse das Pferd die Bauchmuskulatur anspannen und hebe damit den Rücken. Gleichzeitig entspanne ich die Rückenmuskulatur.

Genau so arbeite ich mich durch die anderen Körperareale des Pferdes. Hiermit detonisiere (entspanne) ich hypertone (verspannte) Bereiche. Hiermit bringe ich dem Pferd im Stand bei, in welchen Mustern ich es in Bewegung arbeiten lassen möchte. Ich schaffe eine Basis. Eine Basis, die in absoluter Ruhe und ohne negative Emotion entstehen kann. Eine Basis, auf deren Grundlage dem Pferd eine Entscheidungskompetenz zugesprochen wird. Denn meist wollen unsere Pferde alles richtig machen, sie wissen nur oft nicht, wie.

Bild eines Faszienrads

Nun ist der Begriff ‚Faszienrad‘ schon recht häufig gefallen. Aber was ist das eigentlich? Das Faszienrad hat ähnlich viele Zacken, wie ein Sonnenradsporen. Jede dieser Zacken vermittelt einen neuen Impuls an den Körper. Somit kann über das Bewegen des Rades auf großer Fläche viel Input erzeugt werden. Über die Druckstärke im Radeln lässt sich auf unterschiedliche Rezeptorentypen in den faszialen Strukturen Einfluss nehmen. Wer sich tiefer für diese Arbeit interessiert, möge sich direkt an mich oder an Franz Grünbeck (den Begründer der Faszienarbeit mit dem Faszienrad und des Horse Bodyforming) wenden.

Ein kleiner Nachsatz: die Arbeit mit dem Faszienrad gehört nicht in ungeübte Hände, ist aber leicht für jeden Laien erlernbar.

Veröffentlicht am: 03.01.2019